Wir gratulieren Fritzi Wartenberg!
Fritzi Wartenberg (Absolventin) erhält den Kurt-Hübner-Regiepreis für ihre Inszenierung von Werner Schwabs „Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos“ am Burgtheater Wien.
Der Preis wird von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Stadt Bensheim seit 1991 im Zuge der Eysoldtpreis-Verleihung in Bensheim vergeben. Fritzi Wartenbergs Inszenierung am Wiener Burgtheater von „Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos“, eines der Hauptwerke des österreichischen Dramatikers Martin Schwab, dem radikalen Erneuerer des Volksstücks, zog in diesem Jahr die Aufmerksamkeit von Alleinjurorin Almut Wagner auf sich.
In ihrer Jurybegründung heißt es: „Fritzi Wartenbergs inszenatorischer Zugriff ist unerschrocken und wahnsinnig klug – und funktioniert erst einmal über die Ästhetik. Denn sie und die Bühnenbildnerin Jessica Rockstroh kippen das Mietshaus mit den drei Etagen und Wohnungen aus dem Stück mitsamt den Bewohnerinnen und Bewohnern aus der Horizontalen in die Vertikale.“ Auf diese Weise entsteht eine „artistische Kletterwand, auf der Schwabs Figuren Halt suchen und quasi um ihr physisches Überleben kämpfen müssen“. Für die Schauspielerinnen und Schauspieler stelle dies eine akrobatische Herausforderung dar – während sie sprachlich um die komplexen, sonderbar gestelzten Schwab’schen Wortdrechslereien ringen.
Wagner hebt in ihrer Begründung hervor, dass das „Oben und Unten der gesellschaftlichen Hierarchien sofort sichtbar und körperlich real“ wird – verbunden mit der ständigen Gefahr des Absturzes in einen tiefen Abgrund, die das Publikum jederzeit spüre.
Fritzi Wartenberg, ihrem Team und ihrem Ensemble ist für Schwabs böse Radikalkomödie eine stringente Übersetzung aus einer ihr fernen Zeit gelungen – eine Übersetzung „an der man sich aufgrund der hervorragenden schauspielerischen Leistungen des gesamten Ensembles erfreut“. Besonders hervorzuheben seien dabei Stefanie Reinsberger als Hermann Wurm und Franziska Hackl als Frau Grollfeuer.
Trotz des Genusses aller sprachlichen Schwab’schen Finessen verlassen die Zuschauerinnen und Zuschauer, so Wagner, diesen Theaterabend mit Erschütterung und einem Gefühl des Unwohlseins. Denn Fritzi Wartenbergs fabelhafte Schwab-Interpretation verdeutlicht, „dass die finsteren Abgründe des ‚Gestern‘ schon längst wieder in unserem Heute angekommen sind“.

Almut Wagner ist stellvertretende Intendantin und Chefdramaturgin am Residenztheater in München und Mitglied im Vorstand des Internationalen Theaterinstituts.
Der Regiepreis erinnert an Kurt Hübner, den legendären Theatermann, der in den 1970er-Jahren mit seinem Wirken in Bochum Maßstäbe setzte und bis heute als Wegbereiter moderner Regiehandschriften gilt. Als Theaterleiter schuf er Freiräume für große Theatertalente.
Die feierliche Übergabe des Kurt-Hübner-Regiepreises findet im Rahmen der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings nach aktuellen Planungen voraussichtlich im März 2026 im Parktheater Bensheim statt.