Wir trauern um Elisabeth Orth

„Nicht Verstellung ist die Aufgabe des Schauspielers, sondern Enthüllung“ – so wird Max Reinhardt zitiert.
Auf kaum jemanden passt dieses Zitat, das in großen Lettern im Foyer des Max Reinhardt Seminar zu lesen ist, so gut, wie auf Elisabeth Orth, die große und gefeierte Schauspielerin des Burgtheaters. Sie hat gegen ursprünglichen Willen ihrer Eltern hier Schauspiel studiert.
Ihre berufliche Karriere war eine vielbeachtete, sie war Kammerschauspielerin und Doyenne de Burgtheaters, den NESTROY-Preis für ihr Lebenswerk bekam sie 2023, die Liste der Preise und Auszeichnungen ist lang. Nach Anfängen in München, Berlin und Ulm war sie seit 1965 im Ensemble des Burgtheaters.
Mit ihrem wahrhaftigen, vielseitigen Spiel, ihrer „Enthüllung“ (im Sinne Max Reinhardts), eroberte sie sich einen Platz in den Herzen des Publikums. Mit ihrem Leben bewies sie Haltung für Demokratie und Menschenrechte und gegen Rassismus. Ihre Familiengeschichte, ihre Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger, deren Verstrickungen in die Nazi-Propaganda und ihr Umgang damit, waren und sind für viele Menschen in Österreich ein Spiegel und Vorbild. Dass sie nun am Vorabend der Premiere von Elfriede Jelineks „Burgtheater“ starb, lässt uns noch einmal schlucken und nachdenklich zurück.
Wir danken Elisabeth Orth für die Kraft, die Größe und den Mut, aufrichtig zu bleiben.

